Interview mit Katja Kessler zum Container Umbau Projekt Berliner Ullsteinhalle

Einen Container umbauen zu einem stylischen Büro?
Katja Kessler hatte den Auftrag, die Berliner Ullsteinhalle, eine acht Meter hohe, ehemalige TV-Halle, in ein Open-Space-Office mit 120 Arbeitsplätzen umzuwandeln. Dafür wurden zehn ausrangierte Bananencontainer benötigt, die mir MT Container in Hamburg zu ganz tollen kreativen Büro-Pods umgebaut hat.

Katja, erzähl doch mal etwas über Dich. Wie kamst du zum Interiordesign?

Porträt Katja Kessler, lächelnd vor stylischem Karteikasten

Das Interior-Design und ich haben uns auf Umwegen gefunden. Eigentlich bin ich ja Zahnärztin, aber zwei Tage nach meinem Staatsexamen habe ich meine Sachen gepackt und ein Zeitungspraktikum bei SCHÖNER WOHNEN begonnen.Ich wollte kreativ sein, neue Wege ausprobieren. Von Schöner Wohnen aus ging’s aber dann erst mal in eine ganz andere Richtung – Ich bekam eine Society-Kolumne in BILD, die ich viele Jahre schrieb.

Während dieser Zeit bin ich aber stets meiner Leidenschaft treu geblieben: dem Renovieren und Einrichten. Vor drei Jahren wurde ich dann von meinem Mann gefragt, ob ich nicht mal sein Büro „hübsch machen“ könnte. Und ob ich konnte! Das war mein Erweckungserlebnis, denn in diesem Büro war Publikumsverkehr und schnell hatte ich meinen ersten Fremdauftrag.

Seither renoviere und gestalte ich auf professioneller Basis. Ich sage immer: Statt Karies bohre ich jetzt Trockenbauwände.

Wie arbeitest Du?


Immer mit Team. Allein würde es nicht funktionieren. Und Humor schadet auch nicht. Mein Lieblingssatz ist: Viermal abgeschnitten und immer noch zu kurz. Und auch das ist lustig: Im Gespräch mit dem Kunden bin ich immer ein bisschen der Arzt, der die Anamnese aufnimmt. Ich hake nach. Jeder will es natürlich schön haben. Keiner sagt: Machen Sie’s mir mal bitte hässlich! Aber schön ist ein weites Feld. Also ist es meine Aufgabe herauszufinden, welches schön.

Wie entscheidest Du dich für einen Stil, beziehungsweise für die einzelnen Einrichtungsgegenstände?


Mein Stil nennt sich Vinterior, also eine Mischung aus Vintage und Contemporary. Dabei wird Altes mit Modernem kombiniert.

Um historische Baustoffe zu finden, pilgere ich immer zu Baustoffhändlern. Dort bin ich wahrscheinlich häufiger als bei Edeka.

Wo fängst du an? Wie plant man so einen Umbau?


Alles beginnt im Kopf. Die Ideen werden dann von mir und meinem Team zu einem Moodbook zusammengetragen. Hier finden sich auch Grundrisse, Scribbles, Beispielfotos. Damit der Handwerker zum Hammer greifen kann, braucht es schließlich auch noch Entwurfs- und Ausführungspläne. Ein besonderes Bonbon für den Kunden ist das 3-D-Modeling. Damit kann er virtuell durch seine zukünftigen Räume gehen.

Wie sah das Ergebnis des Umbaus mit den MT Containern aus?

Ich hatte den Auftrag, die Berliner Ullsteinhalle, eine acht Meter hohe, ehemalige TV-Halle, in ein Open-Space-Office mit 120 Arbeitsplätzen umzuwandeln. Dafür wurden zehn ausrangierte Bananencontainer benötigt, die mir MT Container in Hamburg zu ganz tollen kreativen Büro-Pods umgebaut hat. Sie bekamen Licht und Türöffnungen sowie historische Orangerie-Fenster.

Des weiteren wurde in der Halle noch eine alte Kirchenempore aus Sachsen-Anhalt verbaut sowie zwölf Meter lange Tischbalken. Alles zusammen musste dann mit einem Schwerlastkran durch die Glasfassade gefädelt werden – eine anspruchsvolle Aufgabe. Aber es hat sich gelohnt!

Was gibt es zu beachten, wenn ich einen Container als Haus oder Büro umbauen möchte?


Erstens: Kein Wohncontainer ohne Baugenehmigung.

In Deutschland gibt es strenge Bauvorschriften, die unbedingt eingehalten werden müssen.

Zweitens: Logistik. Wenn man nicht gerade in einer Hafenstadt wohnt oder einen LKW besitzt, muss der Container ja irgendwie zu einem kommen.

Das kostet.

Drittens: Statik. Prinzipiell sind Schiffscontainer hochstabil – so lange das Grundgerüst nicht angefasst wird.

Durch Entfernen von Teilen kann es zur Instabilität kommen.Im Zweifelsfall immer einen Statiker zu Rate ziehen.

Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es für Container?


Aktuell werden Container vor allem als Flüchtlingsunterkünfte eingesetzt.

Man findet sie zudem als Büro- und Ausweich-Klassenräume sowie als mobile Krankenstationen.

Immer mehr Menschen nutzen Container außerdem als Tiny-House.

Was muss man an Kosten rechnen?


Das hängt letztendlich von den Wünschen und Ansprüchen des Kunden ab. Grundsätzlich kann man einen Container schon mit 10.000€ in ein gemütliches Zuhause umwandeln – sofern man handwerklich begabt ist und bestimmte Arbeiten selbst übernimmt. 10.000 € kostet auch ein Container mit integrierten Strom- und Wasseranschlüssen.

Wie lange braucht der Container-Umbau?

Hängt von mehreren Faktoren ab – Zustand des Containers, Ausbaustufe, Manpower. Fachleute können es mitunter in vierzehn Tagen schaffen. Eigenumbauten oder anspruchsvollere Projekte können schon mal ein Jahr in Anspruch nehmen.

Fotorechte: Dario J Laganà | www.norte.iton &
Katja Kessler www.katjakesslerkreation.de

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